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Beitrag vom 11.01.2011
Am 11. Januar 2011 wäre Eva Hesse, US-amerikanische Künstlerin deutsch-jüdischer Herkunft, 75 Jahre alt geworden
AVIVA-Redaktion
Ein Portrait auf FemBio und AVIVA-Berlin: "Ein Leben voller traumatischer Ereignisse". Dies könnte als Überschrift zu dem kurzen Leben einer Hochbegabten stehen. Dem Naziregime entkommen,...
.... prägen sie die Nachwirkungen der Shoah sowie private Schicksalsschläge in ihrem Verhältnis zum Leben zutiefst und inspirieren sie zu einen künstlerischen Weltentwurf zwischen den Gegensätzen Chaos und Ordnung.
Eva Hesse kommt am 11. Januar 1936 in Hamburg zur Welt. Kurz nach den antisemitischen Novemberpogromen 1938 in Deutschland findet die Zweijährige sich mit ihrer sechsjährigen Schwester in einen Zug nach Holland wieder – ihre Eltern können wenig später ebenfalls emigrieren. Gemeinsam gelangt die kleine Familie vor Kriegsausbruch über England in die USA und siedelt sich in New York an. Fast alle Verwandten werden in Konzentrationslagern ermordet.
Evas Mutter wird schwer krank und ist wegen manischer Depressionen mehrmals im Sanatorium. Die Kinder werden getrennt. Sie erleben ein unstetes Leben bei verschiedenen Angehörigen. Die Eltern trennen sich. Als Eva zehn Jahre alt ist, nimmt sich die Mutter das Leben. Das Mädchen ist viel allein und steht große Ängste aus. Den Vater beschwört sie mit Bitten um Sicherheit, Verlässlichkeit und seine beständige Fürsorge: "Mein Vater musste mir versichern, dass wir nie arm sein werden, nie beraubt werden, und dass er am nächsten Morgen noch für mich da sein werde". Eva erfährt dennoch niemals ein Gefühl der Sicherheit, leidet ihr Leben lang unter Ängsten und Panikattacken. Der Vater heiratet erneut. Eva fühlt sich von der zweiten Ehefrau sehr schlecht behandelt und reagiert mit Hass.
Früh entscheidet sich Eva Hesse für eine künstlerische Ausbildung. Sie studiert im Anschluss an ein Stipendium Zeichnen und Malerei (Cooper Union, New York, und Yale School of Art and Architecture). Sie will "hinter die Dinge sehen", denn "Künstlerin sein heißt zu sehen, zu beobachten und zu erforschen". Ihr künstlerisches Schaffen entwickelt sich rasch. Bis Mitte der 1960er Jahre arbeitet sie zeichnerisch und malerisch in den verschiedensten Techniken, experimentiert mit Formen, immer auf der Suche nach einem Standort zwischen den Gegenpolen Chaos und Ordnung, Zerstörung und Harmonie.
Für ihre Bekanntheit entscheidend wird ein Studienaufenthalt in Deutschland, den sie gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Bildhauer Tom Doyle, auf Einladung eines Textilfabrikanten verbringt. Zunächst entstehen Konstruktionszeichnungen, die eine Mischung aus Technischem und Organischem darstellen. Daraus erschafft sie Reliefs und räumliche Gebilde, wobei sie neuartige Materialien wie Fiberglas und Latex verwendet. Die Ausstellung dieser Arbeiten im Kunstverein Düsseldorf wird zum ersten Schritt zu einer internationalen Anerkennung.
Nach der Rückkehr nach New York wendet sie sich ganz der Skulptur zu. Sie verwendet dabei ungewöhnliche, sich zersetzende Materialien: Naturkautschuk, Glasfaser, Polyester. Der blühenden US-amerikanischen Kunstwelt der späten 1960er Jahre gilt Eva Hesse als stärkste Begabung, als sie im Alter von nur 34 Jahren am 29. Mai 1970 an einem Gehirntumor stirbt. Eva Hesse ist in Erinnerung geblieben als herausragende Vertreterin der Prozesskunst und der Arte Povera.
Eva Hesse zu ihrer künstlerischen Sehnsucht: "Es ist mein Hauptbestreben, über das hinauszugehen, was ich weiß und was ich wissen kann. Ich möchte meine Kunst ausdehnen auf etwas, das noch nicht existiert".
Weitere Informationen zu Eva Hesse finden Sie unter:
Original-FemBiografie zu Eva Hesse von Renate Rochner auf "www.fembio.org"
(Bearbeitet von Evelyn Thriene).
FemBio (Hannover/Boston) von Professorin Luise F. Pusch ist das weltweit umfassendste Frauenbiographie-Portal und steht für den größten Schatz an verfügbaren Frauenbiographien – mit den Schwerpunkten Europa und Amerika.
Jewish Women´s Archive http://jwa.org
Michael Jürgs: Eine berührbare Frau. Das atemlose Leben der Künstlerin Eva Hesse
Goldmann Verlag, erschienen August 2008
www.randomhouse.de
(Quellen: FemBio, Jewish Women´s Archive, AVIVA-Berlin)